Wie sieht Deine Kommunikation im Beziehungs-Alltag aus? Bei unseren Freunden und Partnern gehen wir eher davon aus, dass sie uns verstehen als bei fremden Personen. Dies ist an und für sich nachvollziehbar, aber falsch. Wenn wir mit unserem Mann/ unserer Frau kommunizieren, können wir leider nicht davon ausgehen, dass diese uns besser bzw. eher verstehen als ein Mensch, den wir zum 1. Mal treffen. Nicht zuletzt weil wir uns bei fremden Personen – der berühmte erste Eindruck – viel mehr Mühe geben klar zu sein.
Boaz Keysar, Psychologieprofessor der Universität Chicago, hat gemeinsam mit anderen Kommunikations-Experten in einer Studie herausgefunden, dass die Kommunikation eines Paares einer Illusion der Einsicht unterliegt.
Illusion der Einsicht (Illusion of Insight)
Wenn wir einem neuen Menschen / einer fremden Person begegnen, so gehen wir nicht automatisch davon aus, dass diese uns versteht. Wir geben uns mehr Mühe unsere Ideen und Gedanken mitzuteilen und zu beschreiben.
Bei Freunden nehmen wir fälschlicherweise an, dass diese uns besser verstehen. Daher kommunizieren wir weniger eindeutig und hören damit auf Dinge zu erklären, die nicht eindeutig sind.
Was bedeutet dies nun für die Paarbeziehung bzw. unsere Kommunikation miteinander?
Obwohl wir viel Zeit mit unserem Partner / unserer Partnerin verbringen, bedeutet dies nicht, dass wir aufhören können einander genau mitzuteilen was wir denken, bzw. worüber wir gerne miteinander sprechen möchten. Das Entschlüsseln von Botschaften und Begriffen bleibt eine wesentliche Kommunikationsaufgabe in der Paarkommunikation.
In der Paarkommunikation bedeutet dies, dass der zweite Schritt des „3-Satzes der Paarkommunikation“ von Carl Konrad Lorenz bestätigt wurde:
- Gedacht ist nicht gesagt (Schritt 1)
- Gesagt ist nicht gehört (Schritt 2)
- Gehört ist nicht verstanden (Schritt 3)
- Verstanden ist nicht einverstanden (Schritt 4)
Wenn wir etwas sagen und unser Partner / unsere Partnerin hat es gehört, dann gehen wir auch davon aus, dass dieser /diese es verstanden hat. Der Closeness Communication Bias belegt genau das Gegenteil.
Was tun, damit wir nicht dem Communication Bias unterliegen? 3 Tipps
Tipp 1. Hinterfragen, hinterfragen, hinterfragen: Höre nicht auf nachzufragen, was Dein Schatz meint, wenn er/sie etwas sagt. Denn nur so kannst Du herausfinden, worum es eigentlich geht. Dies ist anstrengend für beide, insbesondere wenn Du davon ausgehst, dass Kommunikation ja einfacher werden sollte. Aber es lohnt sich, wenn Du nicht der Illusion der Einsicht unterliegen willst. Mit den Selbstbild-Fremdbild-Beziehungskarten könnt ihr herausfinden, wie es bei euch mit der Einsicht und dem gegenseitigen Beziehungswissen aussieht.
DER BEZIEHUNGSKARTEN-CHECK: SELBSTBILD-FREMDBILD-FRAGEN
2. Entschlüsseln lernen: Das Entschlüsseln von Begriffen ist eine Kunst. Denn wir verwenden Begriffe (z.B. Respekt, Wertschätzung, Kontrolle, Vertrauen, Pünktlichkeit) ohne genau zu wissen was wir genau damit meinen. In der Paarkommunikation ist dies noch mehr der Fall, da sich Kommunikation mit der Zeit abnutzt und somit weniger zugehört und mehr geredet wird. Eine Möglichkeit Entschlüsseln interaktiv und mit viel Spaß zu erleben und zu üben besteht durch die Spiele-Box für Paare bzw. der Beziehungs-Reise.
ZU DEN BEZIEHUNGSKARTEN UND DER BEZIEHUNGSREISE
3. Paarkommunikationsanalyse: Worüber sprechen wir eigentlich miteinander? Wenn Du ein Gefühl dafür bekommen willst wie oft und wie lang ihr miteinander im Alltag sprecht bzw. worüber, so besorge Dir die Paarkommunikationsanalyse. Damit kannst Du feststellen inwiefern Du dem Closeness Communication Bias unterliegst. Du verschaffst Dir einen ersten Überblick und einen Vergleich, ob ihr als Paar ähnliche Ansichten über eure Paarkommunikation habt.
Ich wünsche Dir gutes Gelingen beim Entschlüsseln und Zuhören. Und viel Spaß, sowie Aha-Erlebnisse 🙂