„Sie kommt drei mal hintereinander“, „Wir hatten stundenlangen Sex“, „Ich habe jeden Tag mit meiner Frau Sex“, etc. etc. Zeitungen und Internet sind voll mit Geschichten über das Sexleben anderer Paare. Diese Berichte prägen unsere Annahmen darüber, was ein „normales“ Sexleben“ ist.
Zwei kanadische Forscher haben belegt, dass unsere eigene sexuelle (Un)zufriedenheit direkt mit unseren Annahmen über Sex anderer Menschen zusammenhängt. In ihrer Studie (Social Norms and General Sexual Satisfaction: The Cost of Misperceived Descriptive Norm’, veröffentlicht in ’Canadian Journal of Human Sexuality.’) stellen Kyle R. Stephenson og Kieran T. Sullivan fest, wie eine Reihe von amerikanischen College Studenten annehmen, dass ihre „peers“ (Gleichgesinnte, Freunde, andere Studenten) mehr und wilderen Sex haben als sie selbst. UND: Je größer der Unterschied zwischen gewünschten Sex und dem Sex den sie tatsächlich haben, desto weniger zufrieden fühlten sich die Teilnehmer mit ihrem Sexleben.
Die Formel lautet also: Sexuelle Zufriedenheit = Erreichter (tatsächlicher Sex) / Erwarteter (als „Norm“ angenommener) Sex
Je mehr Sex wir glauben, dass „die anderen haben“ und je weiter sich dies von „unserem tatsächlichen Sex“ unterscheidet, desto unzufriedener sind wir mit der eigenen Situation. Also wäre es wichtig für uns zu wissen, was „normal“ ist, bzw. womit wir uns vergleichen könn(t)en.
Das Problem ist hier, dass wir über die Häufigkeit, Intensität und Intimität von unserem Sexleben kaum mit jemandem reden. Denken Sie an ihre besten Freunde: Was wissen Sie konkret über deren Sexleben? Und wieviel haben Sie selbst erzählt? Meist bleibt es bei den Andeutungen. Und wo informiert sich Mann/ Frau dann? In Zeitschriften, Hollywood-Filmen und im Internet.
In der eigenen Beziehung ist ein gutes Sexleben abhängig von persönlichen Faktoren, die einen Vergleich mit anderen Paaren schwierig machen. Das Bedürfnis nach Intimität, persönliche Vorlieben und körperliche Unterschiede sind Sex-Faktoren, die nur miteinander besprochen und (weiter) entwickelt werden können. Denn die eigene sexuelle Zufriedenheit kann letztendlich nur zunehmen, wenn Sie selbst dafür sorgen, dass Sie und ihr Partner / ihre Partnerin miteinander über ihre Bedürfnisse, Wünsche und Ängste sprechen. Und nicht wenn Sie mutmaßen, wie das Leben der anderen ist. Denn darauf haben sie letztendlich keinen Einfluss und auch selten einen Einblick.
Hallo lieber Autor,
ein sehr guter Artikel zum Thema Erwartungen, vor allem im Bezug auf das Sexleben in heutigen Beziehungen. So wie Sie es schildern, ist es tatsächlich.
Abhilfe schafft, die eigenen Erwartungen objektiv zu analysieren und festzulegen und sich nicht an Normen, Behauptungen und sonderbaren Feststellungen der Öffentlichkeit zu messen.
Es ist genauo, wie das Schönheitsideal, die Körperfigur oder die Größe des Geschlechts.
Richtig glücklich wird man nur dann, wenn man selbst für sich alles so hinnimmt, wie man es hat oder gerne haen würde und sich nicht ständig „vergleicht“.
Benjamin Bäumler