Wieviele FreundInnen sind „normal“ möglich?

In Zeiten, wo Facebook-Profile mit 1000 FreundInnen unter Jugendlichen die Norm sind,  stolpere ich über die Dunbar-Zahl. Ein Antropologe aus Oxford, Robin Dunbar,  hat berechnet wie hoch die Anzahl von Freunden ist mit denen ein Mensch es schafft verbunden zu sein. Diese Zahl wird als Dunbar-Zahl bezeichnet.

Wie entscheide ich ob es ein Freund oder Kollege ist?Es sind zwischen 130 und 200 Personen, wobei oft die Zahl 150 genannt wird. Wie dem auch sei, Facebook / Xing / LinkedIn etc. sei Dank ist es nun möglich mit so vielen Leuten in Kontakt zu stehen.   Dabei frage ich mich, ob 150 FreundInnen wirklich „betreubar“ / lebbar sind.

Mir fällt dazu ein Beispiel ein. Auf meiner Hochzeit gab es mehr als 100 Gäste. Dies ist 2 Jahre her und ich habe – trotz der Geburt unseres Sohnes es noch immer nicht geschafft alle Menschen wieder zu sehen. Dies kann viele gute Gründe haben. Denn die Lebensumstände von FreundInnen ändern sich und dies hat auch eine Auswirkung auf das „Ranking of friends“. FreundInnen, die sich getrennt haben, tun sich oft schwerer damit die „Paarfreunde“ gleich intensiv  weiter zu pflegen, da sich die Bedürfnisse  geändert haben. Während die eine Seite auf Familie macht, ist die andere Freundeshälfte auf Party und Single-Leben eingestellt.

Was will ich damit sagen? Wenn wir bedenken, wieviele unterschiedliche Rollen/Funktionen unsere Freunde und Freundinnen in unserem Leben erfüllen, erscheint 150 keine hohe Zahl. Beispiele für Rollen/Funktionen sind SeelentrösterIn, ZuhörerIn, PferdestehlerIn, Spaßnudel, KritikerIn, Vorbild, MitmacherIn, MitläuferIn, etc. etc. Nehmen wir die eigene Lebensdauer dazu, ist 150 eine geringe Zahl. Denn wir haben FreundInnen aus der Schulzeit, Kindheit, aus der Ausbildung, aus den jeweiligen Familien etc. etc. Ganz zu schweigen vom Vereinsleben, Hobbies. Da kommen schnell ein paar hundert Leute zusammen. Ob dies dann FreundInnen sind oder Bekannte ist eine andere Frage.

Und das ist der springende Punkt auch für soziale Netze und Bekanntschaften, die Freundschaftsanfragen über Facebook und Co schicken. Letztendlich ist es immer interessant zu wissen, was im eigenen „Dorf der FreundInnen“ vor sich geht, was er/sie macht etc. etc. Dieser Sozial-Voyerismus kann jedoch nicht ein Gespräch oder regelmäßigen Kontakt ersetzen. Sonst könnten wir ja auch Paar-Beziehungen über Facebook führen. Und das gibt es – soweit ich weiß – bisher noch nicht 🙂

Gut, dass es die Möglichkeit gibt einen „engen“ und einen „weiteren“ Kreis von Freunden in sozialen Netzwerken zu definieren. Genau so wie im realen Leben. Denn so schaffen wir es auch die eigenen Bedürfnisse – und die der FreundInnen – unter einen Hut zu bringen.

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2 Gedanken zu „Wieviele FreundInnen sind „normal“ möglich?

  1. Hallo Sebastian,
    zum Dunbar-Koeffizienten ist zu sagen, dass es sich dabei nicht um 150 Freunde handelt, sondern um die Gruppengröße, die ohne hierarchische Struktur funktioniert, wo man noch den Überblick behält und jeden kennt – und die mit der Größe unseres Neokortex korreliert. Dabei kennt man auch ungefähr die Beziehungen der Menschen zueinander – etwa wer ist mit wem verwandt, befreundet, zerstritten. Nach Dunbar ist es ja nicht wirklich zielführend, Jim gegen John um Unterstützung zu bitten, wenn Jim und John gute Freunde sind. Die Zahl der Freunde und „Groming-Partner“ ist wesentlich geringer.
    Überleg einmal, wen du außer deinen Hochzeitsgästen noch kennst, inklusive ihrer Beziehungen untereinander, die aber trotzdem nicht zur Hochzeit eingeladen waren.
    Aber mit den Facebook-„Freunden“ kann ich dir nur 100%ig zustimmen. Zumal die virtuelle Identität mit der tatsächlichen nicht übereinstimmen muss. Das entwertet den Freundschaftsbegriff ganz entschieden.
    Liebe Grüße
    Erika
    Literaturempfehlung (wie versprochen) : Robin Dunbar „Klatsch und Tratsch“ Goldmann TB (Originaltitel: „Groming, Gossip an the Evolution of Language“ bei Faber & Faber 1996)

  2. Die „wahren Freunde“ zeigen sich, wenn es Dir schlechter geht und Du Hilfe brauchst, alles andere ist Spaßgesellschaft, was ja das Leben sehr fröhlich macht.
    Von Eugen Roth gibt es da einen lustigen Schüttelreim: Du spürst der ganzen Sippe Groll, die pflegen dich bei Grippe soll.

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