Wieder hat sich ein Paar im Freundeskreis getrennt. Und ein weiteres lässt sich gerade scheiden. Eine Welle der Verunsicherung rauscht durch die Freundesmenge. Who is next? Es scheint so als rücken die Paare näher zusammen angesichts der äußeren Bedrohung ihrer eigenen Beziehung.

Denn laut einer amerikanischen Studie sind Scheidungen ansteckend. Bei einer Scheidung im Freundeskreis erhöht sich die Wahrscheinlichkeit selbst geschieden zu werden um 75%. Ungläubig lese ich mir die Studie genauer durch. Und dabei ergeben sich folgende interessante Fakten:

• Menschen mit vielen Freunden lassen sich seltener scheiden.
• Das erstgeborene Kind hält die Beziehung stabil, bis es eingeschult wird. Dann steigt das Risiko für eine Scheidung an. Erst wenn das jüngste Kind auszieht, geht das Scheidungsrisiko wieder zurück.
• Scheidungen sind ein kollektives Phänomen, d.h. wenn sich ein Freund, eine Schwester/ein Bruder scheiden lässt, besteht ein um 75% erhöhtes Scheidungsrisiko für die  eigene Ehe.

Somit sind Scheidungen ein Phänomen mit gesellschaftlichen Auswirkungen. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass wir uns um die Beziehungen unserer Freunde gut kümmern sollen. Auch zum Selbstzweck. Denn so bleibt auch unsere eigene Beziehung nachhaltiger. Nicht die Kinder sind der relevante Faktor, sondern die Freunde.

Die Ansteckungsgefahr von Scheidungen besteht also. Dies bestätigen auch schwedische und dänische Paartherapeuten. Jedoch hauptsächlich für Paare, deren Beziehung bereits in der Schieflage ist. D.h. Paare die sich nicht sehen, spüren, unterhalten, miteinander lachen und wirklich gut kennen. Paare, die nicht ständig an ihrer Beziehung arbeiten. Denn Beziehungspflege IST ARBEIT. So hart das klingt. Wir ändern uns täglich, wöchentlich, monatlich indem wir externe Eindrücke verarbeiten und älter werden. Unsere Bedürfnisse ändern sich. Und somit auch unsere Beziehungen.

Beziehungspflege-Tipps:

(1) Nicht nur die eigene Beziehungspflege ist wichtig. Auch die Pflege der Beziehung zu anderen Menschen und somit das Interesse an deren Beziehungen zueinander. Gehen Sie mit guten Freunden essen und reden Sie darüber wie es ihnen geht.

(2) Sehen Sie ihre Beziehung als „work in progress“: Entwickeln Sie gemeinsam neue Vorstellungen. Nehmen Sie sich zum Beispiel vor dem 31.12. Zeit und sprechen Sie darüber welche Bedürfnisse und Wünsche Sie in der Partnerschaft für das Jahr 2011 haben. Und welche gemeinsamen Ziele Sie erreichen können.

(3) Worüber würden Sie sich am Meisten freuen? Erzählen Sie es ihrem Partner / ihrer Partnerin und versuchen Sie dieses Ziel gemeinsam umzusetzen.

Information: Die amerikanische Studie finden Sie hier: ‚Breaking Up is Hard to Do, Unless Everyone Else is Doing it Too: Social Network Effects on Divorce in a Longitudinal Sample Followed for 32.‘